Erythropoietin, kurz Epo, fördert die Bildung von roten Blutkörperchen und steigert – wie man bislang glaubte – auf diese Weise die körperliche Leistungsfähigkeit. Seit einigen Jahren nutzen wir die Wirksamkeit des Proteins bei der Regeneration der Nasenschleimhaut, bei der Verjüngung von Haut und bei der Behandlung von Infekten. Der Wachstumsfaktor schützt und regeneriert aber auch Nervenzellen im Gehirn. Forscher vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen haben herausgefunden, wie Epo dort wirkt. „Die Gabe von Epo verbessert die Regeneration nach einem Schlaganfall (genannt ‚Neuroprotektion‘ und ‚Neuroregeneration‘) und verringert so die Schäden im Gehirn. Patienten mit Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit im Rahmen von Schizophrenie, Depression, Bipolarer Erkrankung oder Multipler Sklerose, die wir mit Epo behandelt haben, sind zudem deutlich leistungsfähiger“, sagt Hannelore Ehrenreich vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin. Epo steigert die Aktivität von Nervenzellen, bewirkt die Bildung neuer Nervenzellen aus benachbarten Vorläuferzellen, und erhöht deren komplexe Vernetzung, um auf diese Weise zu der messbaren Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit zu führen.
Möglicherweise erklären diese Erkenntnisse aus dem Jahr 2020 die vermuteten positiven Effekte von Epo-haltigen Medikamenten bei Riechstörungen. In jedem Fall ist beeindruckend, dass selbts solche Zellen, die als nicht (oder kaum) reproduktionsfähig galten