Bewertungsportale für Ärzte sind heute eine Selbstverständlichkeit. Faktoren wie Wartezeit, Freundlichkeit oder Geduld kann der Patient gut beurteilen. Aber sind das wirklich die Kriterien, die uns als Patient zuerst interessieren? Es ist ein wenig so, als würden wir uns bei der Wahl einer Airline danach entscheiden, welcher Pilot die besten Ansagen und welche Stewardess die schönste Uniform trägt. Dabei wollen wir doch vor allem wissen, wie die Qualität der Menschen ist, in deren Hände wir unser Wohlergehen legen.
Wie wäre es, wenn wir unsere Ärzte danach beurteilen, wie getreu und vollständig sie den gemeinsam verabredeten Handbüchern folgen? Denn, wer konstant gleiche Arbeit leistet, liefert auch konstant gute Qualität. Oder wenn wir messen, wie häufig Ärzte bei vergleichbaren Krankheitsbilder wenig-invasive oder invasive Verfahren einsetzen? Wie häufig Antibiotika benutzt werden? Und vor allem, wie häufig (und wie schnell) der verabredete Behandlungserfolg eintritt.
Als wir bei ACQUA Med im Jahr 2019 begonnen haben, Parameter zur Qualität der ärztlichen Behandlung zu erstellen, war der Gegenwind unter den Ärzten groß. Warum muss ich jetzt bei jedem Patienten in der Kategorie des Erfolgs oder der minimal-invasiven Methoden denken? Warum muss ich mich jetzt mit anderen Ärzten vergleichen? Solche und ähnliche Fragen bestimmten am Anfang das Bild der ärztlichen "Performance Reports". Heute, 4 Jahre später hat sich der Wind gedreht. Unsere Ärzte sind jeden Monat gespannt auf die Auswertung der einzelnen Werte und haben sich in einen positiven Wettbewerb begeben. Und für unser internes Qualitätsmanagement sind die Werte Grundlage einer konstruktiven Kritik, bis jeder unserer Ärzte und Behandlungsteam auf einem vergleichbar hohen Niveau arbeitet.
Erste Auswertung haben schnell ergeben, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der "Handbook Compliance" und dem Erreichen der Erfolgskriterien einer medizinischen Behandlung gibt. Ärzte, die immer wieder von Standard abweichen und als "Künstler" am Patienten auftreten, haben in der Regel ein deutlich schlechteres "outcome" als die Kollegen, die sich an die gemeinsam vereinbarten Standards halten.